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Bereits als 24-Jähriger, nach dem Abschluss seines Studiums, gründete Diplom-Ingenieur Hacker 1922 in „Liesing bei Wien“ an der Adresse Perchtoldsdorferstraße 9 eine eigene Firma, die „BISON-Motorradfabrik G.m.b.H.“; der Natur des mächtigen Tieres Bison entsprechend, warb die Firma mit dem Slogan „Das österreichische Motorrad – ein Urbild von Kraft und Ausdauer!“.

Bison Werbung
„BISON“-Reklame in einschlägigen Zeitschriften
(hier: Allgemeine Automobil-Zeitung, 15. Juni 1924)

Der langgestreckte, niedrige Rohrrahmen mit tiefem Schwerpunkt kam dem Einbau von zwei Sitzen hintereinander („Tandem“) entgegen, was damals noch wenig verbreitet war. Die Motoren wurden von anderen Herstellern zugekauft. Zuerst war der Einbau eines Douglas-Motors geplant, dann entschied sich Hacker jedoch für den Motor M2B15 der Firma BMW, die, im Weltkrieg mit Flugmotoren groß geworden, zu diesem Zeitpunkt noch keine eigenen Motorräder produzierte. Es handelte es sich um einen Zweizylinder 4-Takt Boxer, der im Rahmen längs liegend eingebaut wurde. Mit diesem Motor wurde das „BISON“-Motorrad 1922 typisiert. Alternativ konnte ein stärkerer Motor, der „Super Six“ der Firma Coventry-Victor, eingebaut werden. In beiden Fällen war die verblockte Motor-Getriebeeinheit auf einer Aluminiumgrundplatte mit lediglich drei Schrauben am unten offenen Rahmen befestigt, sodass sich bei Bedarf das gesamte Antriebsaggregat mit minimalem Aufwand ausbauen ließ.

Angeboten wurden drei Typen von Solo-Maschinen (die beiden Tourentypen 312 und 332 sowie die Sport- bzw. Beiwagenmaschine 412) und zwei Typen von zweisitzigen Maschinen (322 und 422) mit längerem Radstand und Hinterradfederung in Form von Blattfederpaketen. Bei der Ausführung als Gespann („Personen- und Lieferungsbeiwagen für Reise und Beruf“) war das Rad des Seitenwagengestells separat gefedert.

Die Ziffer „3“ an der ersten Stelle der Typenbezeichnung stand für die Verwendung des BMW-Motors (496 ccm), wahlweise wurden diese Kräder mit Ketten- oder Riemenantrieb geliefert; die Modelle mit „4“ am Anfang waren mit dem stärkeren Coventry-Motor (688 ccm) ausgerüstet und waren ausschließlich mit Kettenantrieb erhältlich.

Bison Typenschild
Typenschild am hinteren Kotflügel
(Bild: © Hannes Denzel – mit Dank für die Genehmigung)

Die konstruktiven Besonderheiten der „Bison“-Motorräder, auf die sich Hacker auch Patente erteilen ließ, waren die „Automobilkulissenschaltung“ nahe der Längsachse der Maschine, wobei der Getriebeschalthebel durch den Tank hindurch geführt wurde, und die spezielle Ausbildung des Kikstarters (so die Original-Orthographie des Prospekts), sodass er auch als Andrehkurbel verwendbar war. Bemerkenswert war auch die Ausbildung des Ständers mit einer „Anlaufkurve“ und die (optionale) Anbringung eines Reserverades und/oder eines Reserve-Benzinbehälters am Gepäckträger.

In der damaligen wirtschaftlich schweren Zeit war der Firma „BISON“ kein langes Leben beschieden. Hacker überantworte sie an den Eisen- und Metallwarenfabrikanten Wilhelm Lovrek an derselben Adresse, blieb jedoch zunächst als Prokurist in der neuen Firma. Ende 1924 war die Liquidation unausweichlich; die Ausgleichs-Tagsatzung fand im Jänner 1925 statt.


Quellen:
Martin Pfundner: Austro Daimler und Steyr. Rivalen bis zur Fusion. Verlag Böhlau Wien, 2007.
http://www.voz.co.at/VKMA/Div-a-d/bison.html
http://www.mvca.at/Museumsseiten/Bison312.htm
http://www.motorradmuseum-vorchdorf.at/Themen/Bison1922.html
https://www.kfz-tech.de/Hersteller/BMW/BMWErsterMotor1920.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Coventry-Victor

© Prof. Peter Mulacz